Von einer Reise nach Kolumbien, dem Heimatland der Lebensgefährtin unseres jüngeren Sohnes, war mein Mann erst gar nicht begeistert. „Zu gefährlich!“ lautete das Argument, das ich nicht nur von ihm gehört habe. Gelesen habe ich in einigen Reiseblogs genau das Gegenteil. Und so konnte ich ihn überzeugen und habe in den Weihnachtsferien 2018 die Reise geplant. Um es vorweg zu nehmen: Wir haben uns während der dreiwöchigen Rundreise im Februar/März 2019 keine Minute unwohl gefühlt. Weder nachts in Bogotá noch in Medellín, der ehemaligen Drogenhochburg und Stadt mit der früher weltweit höchsten Mordrate.
Wir haben ein Land kennengelernt, das landschaftlich beeindruckend, abwechslungsreich und auch fortschrittlich ist. Die Kolumbianer sind äußerst freundliche und hilfsbereite Menschen. Weil ich nicht, wie viele Reiseveranstalter, von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzten wollte, habe ich auf einige wichtige Orte verzichtet (Cali, Neiva und Popayán). Auch die 4- oder 5-tägige Tour zur Ciudad Pertida haben wir nicht gemacht. Im Nachhinein würde ich die Route wieder genauso planen. Und auf jeden Fall noch mal nach Kolumbien reisen.
Unsere Reiseroute durch Kolumbien
Das Land ist groß (mehr als dreimal so groß wie Deutschland), die Straßen schlecht (oder im Bau, mit endlosen Staus) und die Kolumbianer sind rasante, aber nicht vorsichtige Autofahrer. Insgesamt kommt man recht langsam mit dem Auto voran. Das wussten wir vor der Reise noch nicht so genau. Denn wir haben zweimal einen Mietwagen gebucht, das aber auch genossen, unsere Tage unabhängig gestalten zu können. Nur die Fahrt von Salento nach Medellín würde ich jetzt nicht mehr fahren. Wenn die Straße fertig gebaut ist, ist es sicher wieder ok.

Die Stationen unserer Reise durch Kolumbien:
- Flug mit Avianca direkt von München nach Bogotá
- Ankunft um 3:45 Uhr morgens, Übernahme des Mietwagens (Avis)
- Fahrt durch den morgendlichen Berufsverkehr in Bogotá (nicht zu empfehlen) und weiter in rund 3 Stunden nach Villa de Leyva (3 Nächte)
- Ausflüge in das Umland von Villa de Leyva und nach Ráquira
- Rückfahrt nach Bogotá über Zipaquirá mit Besuch der Salzkathetrale
- Rückgabe des Autos am Flughafen und Taxifahrt zum Hotel in Bogotá (3 Nächte)
- Flug in die Kaffeezone nach Pereira
- Kaffeefinca Hacienda VENECIA (2 Nächte)
- Übernahme des Mietautos
- Weiterfahrt über Filandia nach Salento (2 Nächte)
- Wanderung durch das Vale de Cocora
- Fahrt nach Medellin (3 Nächte)
- Rückgabe des Mietautos und Flug nach Cartagena (2 Nächte)
- Fahrt nach Santa Marta (1 Nacht)
- Fahrt nach Guachaca an die Karibikküste (3 Nächte)
- Besuch des Parque Nacional Natural Tayrona
- Fahrt zum Flughafen und Flug nach Bogotá
- Rückflug nach München

Immer mit dabei: der Reiseführer von Lonely Planet und der Reiseführer von Ingolf Brückner Reise Know How Kolumbien, den ich noch besser finde.
Villa de Leyva und Umgebung
Obwohl die Übernahme des Mietautos am Flughafen nicht nicht wie geplant geklappt hat (der Mitarbeiter war leider erst um 6 Uhr da) und wir uns deshalb eine Stunde durch den morgendlichen chaotischen Berufsverkehr in Bogotá kämpfen mussten, war die Fahrt nach Villa de Leyva eine perfekte Einstimmung auf das Land.
Die rund 3-stündige Fahrt in den Osten von Bogotá führte durch eine schöne Landschaft und von Kilometer zu Kilometer wurde es wärmer. Villa de Leyva liegt auch noch auf über 2100 Metern, das Klima ist aber wesentlich milder als in Bogotá.
Villa de Leyva ist eine hübsche Kolonialstadt mit einem riesigen Hauptplatz (Plaza Mayor), der umgeben ist mit zahlreichen herausgeputzten Kolonialhäusern, gemütlichen Restaurants und zu jeder Tageszeit reizvoll und beeindruckend ist.



In den bunten Gassen – überall blühen Bougainvilleas und Blumen hängen von den Balkonen herab – gibt es viele Geschäfte mit ausgesuchtem Kunsthandwerk und diverse Restaurants. Die Stimmung ist entspannt und erholsam.




Im Umland von Villa de Leyva gibt es einige Sehenswürdigkeiten – dafür hat sich das Auto auf jeden Fall gelohnt. Es werden zwar auch Rundtouren direkt am Busbahnhof angeboten, aber mit eigenem Auto ist man einfach flexibler.
Casa Terracota
Rund einen Kilometer außerhalb von Villa de Leyva liegt das vom Architekten Octavio Mendoza aus Terracota erbaute kuriose Haus, dessen Besichtigung auch atmosphärisch zu empfehlen ist.




El Fósil de Monquirá
Etwa 6 km westlich von Villa de Leyva kann man in einer Halle das etwa acht Meter lange versteinerte Skelett eines 120 Millionen alten Kronosaurus besichtigen, das sehr gut erhalten ist. Außerdem sind zahlreiche sehr schöne Fossilien zu sehen.



Convento del Santo Ecce Homo
In diesem wunderschönen Dominikanerkloster waren wir nahezu die einzigen Touristen. Es liegt etwas abgelegen, aber es ist es wert, hierfür etwas Zeit einzuplanen.
Weingut Viñedo Ain Karim
Als Weinliebhaber wollten wir uns das nicht entgehen lassen: auf über 2000 Meter wächst rund 10 km außerhalb von Villa de Leyva international prämierter Sauvignon Blanc. Rotwein gibt es auch, einen kräftigen Cabernet Sauvignon. Das Weingut incl. Weinkeller kann man besichtigen und die Weine anschließend verkosten, mit Schokolade und Physalis.



Für Wanderfreunde: Paso del Ángel
Spektakulär ist die Wanderung zwischen den beiden Flüssen Cane und Sutamarchán. Man spaziert den Grad entlang, hat in alle Richtungen tolle Aussichten, bis man zur engsten Stelle kommt: Rechts und links geht es steil bergab, man muss schwindelfrei sein und allen Mut zusammennehmen, um auf der anderen Seite weitergehen zu können. Ich habe es vorgezogen, auf der sicheren Seite zu bleiben.


Ráquira – das Töpferparadies
Rund 30 km von Villa de Leyva liegt Ráquira, ein kleiner Ort mit vielen bunten Häusern, der vor allem für sein Kunsthandwerk bekannt ist. Es ist beeindruckend, auf welch riesigen Verkaufsflächen hier Töpferwaren, Körbe etc. angeboten werden.



Praktische Tipps für Villa de Leyva
Restaurants und Bars in Villa de Leyva:
- Direkt am Plaza Mayor liegt unsere Lieblingsbar: vom Brunnen aus rechts oben mit kleinen Bänken vor der Tür und mit Blick auf den ganzen Platz. Dort gibt es Bier vom Fass von der Brauerei BBC Bogotá Beer Company.
- Gut gegessen haben wir im Restaurante Tierra Buena in der Casa Quintero direkt am Plaza Mayor
- Das beste Essen gab es im Restaurante Savia, Calle 10 # 6-67, in einem hübschen Innenhof, etwas orientalisch gewürzt.
- Mittags sind wir unterwegs irgendwo eingekehrt, wo wir immer die einzigen Touristen waren. Die Grundzutaten des Essens: Bohnen, Reis und Kartoffeln, waren immer gleich; zur Auswahl gab es verschiedene Fleischsorten und Fisch. Und das zum supergünstigen Preis von ca. 2 bis 3 Euro.

Frijoles, arroz y patatas sind wichtig in der kolumbianischen Küche.
Mein Hoteltipp für Villa de Leyva

Unser Hotel in Villa de Leyva: Hotel Casa Santa Helena
Unser Hotel in Villa de Leyva: ein gemütliches und gepflegtes Haus mit zwar kleinen Zimmern aber einem blühenden Garten, in dem wir auch immer gefrühstückt haben. Parkplatz im abgeschlossenen Innenhof.
Zipaquirá – die Salzkathedrale
Nach drei Nächten und zwei entspannenden Tagen haben wir auf der Rückfahrt nach Bogotá noch einen Stopp in Zipaquirá eingelegt. Der riesige Parkplatz zeigt, wie wichtig die Kathedrale für die Kolumbianer ist. Für uns als Touristen war die Besichtigung ein teures Vergnügen. Wir wollten es erst nicht glauben, dass wir pro Person 57000 Pesos (ca. 15 Euro) bezahlen mussten. Dafür bekommt man einen Audioguide, der einen durch die 14 Kreuzwegstationen und in die Kathedrale führt. Alles ist bunt illuminiert und es ist beeindruckend, was aus einem ehemaligen Salzbergwerk entstanden ist.




Die rund 50 km bis nach Bogotá sind auf einer gut ausgebauten Straße schnell überbrückt. Allerdings hat es in Bogotá extrem geregnet und die Straßen waren überflutet. Ein weiteres Mal machten wir die Erfahrung, dass Autofahren in Bogotá Stress pur ist. Die Rückgabe des Autos am Flughafen ging schnell (mit vorheriger telefonischer Ankündigung) und nach einer kurzen Taxifahrt kamen wir an in unserem Hotel Casa de la Vega in La Candelaria.