Namibia: die ersten drei Tage

Es ist eine ungewöhnliche Zeit zum Verreisen. Denn seit einem halben Jahr lähmt Corona nicht nur den Tourismus weltweit. Und jetzt bin ich so glücklich, dass wir es gewagt haben. Auch wenn natürlich Auflagen mit der Reise verbunden sind. So mussten der maximal 72 Stunden alte COVID-Test vor dem Einstieg ins Flugzeug vorgezeigt und auch ein Gesundheits-Fragebogen ausgefüllt werden.
Am 25.9.2020 sind wir am frühen Morgen nach einem Flug von München über Frankfurt in Windhoek gelandet. Im Flugzeug, es war erst der zweite Flug von Deutschland aus, waren rund 60 Prozent der Plätze frei und entsprechend bequem war es. 

Namibia hat uns morgens mit einem strahlend blauen Himmel empfangen. Und nach den Einreiseformalitäten war Andrea von der Partneragentur Tracks & Trails von Iwanowski’s hier, um mich und meinen Mann als als erste Gäste seit dem Lockdown zu begrüßen. Eine schöne Überraschung! 

Die zweite Überraschung: statt unseres gebuchten Renault Duster haben wir von Europcar ein Upgrade bekommen und fahren die nächsten 20 Tage mit einem nahezu neuen Ford Ranger durch das Land :-). Danke an Frau Herbst von Iwanowski’s, die das für uns organisiert hat.

Namiba

Unser tolles Auto für die nächsten 20 Tage

Keetmanshoop

Bereits am frühen Nachmittag, nach 530 km Fahrt auf einer guten Teerstraße, kamen wir in Gessert’s Guesthouse an. Am Ortsrand völlig ruhig gelegen mit einem paradiesischen Garten, schön gestalteten Zimmern und einer überaus freundlichen Eigentümerin, Reinette, war das Guesthouse eine perfekte erste Station.

Nach einer Stunde Entspannung und einem ersten Windhoek-Bier, machten wir uns wieder auf den Weg. Unser erstes Ziel waren der Köcherbaumwald in der Nähe von Keetmanshoop und Giant’s Playground.

Tickets für beides bekommt man am Quivertree Rest Camp (100 N$ pro Person). In einem Gehege dort sind zwei neugierige Gepards, wunderschöne Tiere.

Namibia

Wir fuhren zunächst zum Giant’s Playground, ein Areal mit riesigen Felsblöcken, die teilweise wie künstlich übereinander gestapelt wirken. Ein einstündiger Rundweg führt durch einem Teil des riesigen Gebiets. Natürlich waren wir dort die einzigen Touristen.

Namibia, Giant‘s Playground

Zurück ging es wieder zum Quivertree Rest Camp, wo der Weg durch den Köcherbaumwald beginnt. Auch hier waren wir ganz allein und haben die Ruhe und Atmosphäre dort sehr genossen. 

Namibia,
Namibia, Köcherbaumwald
Köcherbaumwald

Die Köcherbäume sind eigentlich keine Bäume sondern Aloen, eine Sukkulentenart, die Wasser besonders lang speichern kann. Sie stehen in Namibia unter Naturschutz. Das Holz ist sehr leicht und wurde von den San, den Buschmännern, als Köcher für ihre Pfeile verwendet, daher der Name. Wir waren dort bis kurz vor Sonnenuntergang.

Abends hat uns Reinette mit ihrem VW Polo in ein nahe gelegenes Restaurant (Mohegan Grill) gefahren und auch wieder abgeholt. Sie meinte, es wäre zu unsicher zu Fuß zu gehen, da durch Corona die Armut in der Bevölkerung gestiegen sei und dadurch die Hemmschwelle für Überfälle geringer wäre. 

Im Restaurant waren die COVID-Auflagen wie bei uns. Man trägt eine Maske beim Betreten, muss sich in eine Liste eintragen und bekommt einen Tisch zugewiesen. Nach dem tollen Abendessen hat uns der Chef persönlich herzlich verabschiedet. Zurück im Guesthouse sind wir beide sehr müde ins Bett gegangen.

Nach einem 10-stündigen Schlaf wurde wir mit einem liebevoll zubereiten Frühstück empfangen. 

Namibia, Gesserts Guesthouse
Gesserts Guesthouse in Keetmanshoop

Namtib Dessert Lodge

Danach machten wir uns auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel: zur Namtib Dessert Lodge, rund 325 km von Keetmanshoop entfernt. Die ersten 200 km in Richtung Lüderitz war die Straße sehr gut ausgebaut, bis auf einige LKWs nahezu kein Verkehr. Wir haben einige Stopps eingelegt und die Weite der Landschaft genossen.

Dann ging es auf der C13 und der D707 auf Schotter weiter. Die D707 soll landschaftlich zu den schönsten Straßen in Namibia gehören. Sie führt zwischen den Tirasbergen und dem Namib-Naukluft-Park entlang. Auf der einen Seite das bis zu 2000 Meter hohe Bergmassiv, auf der anderen Seite die roten Dünen der Wüste. Hier leben Herden von Oryx-Antilopen, die schon beim Näherkommen unseres Autos die Flucht ergriffen. Die ganzen 50 km bis zur Abzweigung zur Lodge ist uns kein einziges Auto begegnet.

Die letzten 11 km führen bereits durch das Areal der Lodge. Immer wieder haben Oryx-Antilopen und Springböcke den Weg überquert.  

Die Namtib Desert Lodge ist die einzige Lodge, die ich im Dezember noch selbst gebucht habe. Angesprochen hat mich die Beschreibung im Reiseführer von Iwanowski: „Die Landschaft strahlt eine majestätische Stille aus, das Herz eines jeden Naturfreundes wird höher schlagen, wenn er seinen Weg hierher findet.“ 

Und genauso ist es. Die Lodge liegt auf 1400 Meter am Rand der Tirasberge, geschützt zwischen zwei Hügeln am Ende einer baumbewachsenen Ebene und wird von einem jungen Paar geführt: Linn und Thorsten. Seine Eltern haben ihm vor fünf Jahren die Farm übergeben und leben noch in der Nachbarschaft (rund 15 km entfernt noch auf dem Gebiet der Farm). Die Farm wird unter ökologischen Gesichtspunkten geführt, Wasser wird z.B. mit Solarenergie erwärmt. Thorsten jagt selbst, das Fleisch wird auf der Farm direkt verarbeitet und für den Verkauf abgepackt. Auch Kühe, Hühner und Pferde gibt es auf der Farm. Was zugekauft werden muss, wird möglichst in nächster Nähe bezogen.

Linn und Thorsten

Die insgesamt 6 Zimmer sind in eigenen Häuschen untergebracht, geräumig  und schön ausgestattet. Das Bad ist über einen kleinen Patio erreichbar. Wir waren auch hier die ersten Gäste seit Beginn der Corona-Krise.

Nach dem herzlichen Empfang gab es zunächst Kaffee und Schokoladenkuchen. Noch am Nachmittag sind wir einen rund 3 bis 4 km langen botanischen Rundweg durch die umliegenden Hügel gegangen. Selbst zwischen den Steinen blühen Blumen und wachsen die unterschiedlichsten Pflanzen. 

Der Tag endete mit einem traumhaften Sonnenuntergang, einem Bier am offenen Kamin, einem großartigen dreigängigen Menü bei Kerzenlicht mit Oryx-Gulasch als Hauptgericht, guter Unterhaltung am großen gemeinsamen Tisch mit den beiden Gastgebern und deren Freunden aus Lüderitz, die am Wochenende zu Besuch da waren.

Der gemütliche Gemeinschaftsraum (außen und innen)
Namibia, Namtib Dessert Lodge

Nach einer richtig kalten Nacht (ca. 5 Grad!) gab es ein Frühstück mit Oryx-Tatar, an dem sich Michael kaum sattessen konnte, so toll hat es ihm geschmeckt. Ich habe die süße Variante gewählt und die drei verschiedenen Marmeladensorten probiert, besonders gut: Maulbeere. Das Brot war selbst gebacken und das Müsli selbst geschrotet. Und einen Obstsalat gab es auch noch.

Wanderung durch die Farm

Anschließend sind wir eine fünfstündige Runde durch die Farm gegangen. Dabei dabei haben wir viele Oryx-Antilopen und Springböcke gesehen und sogar einen lebenden Stein, eine Heuschrecken-Art. Toll sind die Gesteinsformationen und immer wieder die Aussichten auf die phantastische Landschaft hier.

Namiba, Namtib Dessert
Suchbild: fast ganz oben ist Michael
Namibia, Namtib Dessert Lodge
Namibia, Namtib Dessert

Linn hatte an diesem Tag Geburtstag und Thorsten hatte sie mit einem Fest überrascht. Es waren nicht nur ihre vier besten Freundinnen aus Windhoek angereist, auch ihre Eltern und die Eltern von Thorsten, die die Farm aufgebaut haben, waren da. Am Sonnenuntergangsplatz gab es ein Barbecue und am Feuerkorb ließ es sich trotz der zunehmenden Kälte in der interessanten Runde gut aushalten. So haben wir viel über die schwierigen Anfänge des Farmlebens hier und die regelmäßigen Herausforderungen durch die Trockenheit und auch Kälte im Gebiet erfahren. Die Eltern von Thorsten waren Lehrer in Deutschland und haben aus Liebe zum Land ihre Beamtenstellen aufgegeben und es nicht bereut. Sehr stolz sind sie darüber, wie Thorsten und Linn die Farm jetzt führen.

Schweren Herzens haben wir von hier Abschied genommen. Unser nächstes Ziel: die Kalahari Anib Lodge in der Nähe von Mariental. Grund für den Umweg ist der COVID-Test, der am 5. Tag in Mariental gemacht werden kann.

Zur Situation vor der Reise:

Namibia: Bleibt die Reise ein Traum?
Namibia: Wir reisen … trotz Corona

 

2 Gedanken zu “Namibia: die ersten drei Tage

  1. Vielen Dank für Eure tollen Beitrag und wir hoffen das ihr damit noch viele weitere Reisenden inspiriert nach Namibia zu reisen- ein Land der Weite – wo „social distancing“ ja wirklich kein Problem ist 🙂

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