Als wir uns entschieden hatten, die meiste Zeit unserer zweiwöchigen Reise auf La Gomera zu verbringen, haben wir von Freunden und Bekannten zahlreiche Tipps bekommen. Alle erzählten begeistert von dieser kleinen Insel und ein Paar war sogar schon mehr als 10-mal dort!
Ja, auch mich hat es erwischt und ich habe mich in diesen wunderschönen Fleck der Erde verliebt. Die Insel hat alles, was ich beim Reisen so gerne entdecke: eine überwältigende Natur mit unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen, abwechslungsreiche Wanderwege und immer wieder atemberaubende Aussichtspunkte, gemütliche Ortschaften, schöne Badebuchten, eine interessante Kultur, freundliche Menschen und tolles Essen. Und sie vermittelt von der ersten Minute an Entspannung pur – trotz Corona.

Obwohl das Tragen der Maske in der Öffentlichkeit verpflichtend ist, vor allen Restaurants und Geschäften erst mal die Hände desinfiziert werden müssen, werden hier von der Bevölkerung selbst in den kleinsten und abgelegensten Ortschaften die Sicherheitsvorschriften gewissenhaft eingehalten. Auch wenn man sich beim Wandern entgegenkommt, wird schnell die Maske aufgesetzt. Das einfache Ampelsystem, das auf allen kanarischen Inseln gilt, hat jeder verinnerlicht.
Die Landschaften auf La Gomera
La Gomera ist mit nur 27 Kilometern Durchmesser die zweitkleinste der Kanarischen Inseln. Ein hervorragendes Straßennetz erschließt alle Gegenden, sodass die Wahl des Standorts von den persönlichen Wünschen abhängt. Ich bin gerne nach dem Wandern oder sonstigen Aktivitäten, am Nachmittag oder Abend am Meer. Deshalb haben wir uns als Standorte San Sebastián und Valle Gran Rey ausgesucht. Im Rückblick war das eine gute Entscheidung, da der Norden am Nachmittag gerne von Passatwolken eingehüllt ist. Und vor allem im Valle Gran Rey ist es einfach schön, am Abend in den Restaurants direkt an der Bucht zu sitzen, den Sonnenuntergang zu genießen und das Meeresrauschen zu hören.

Auf seiner kleinen Fläche bietet La Gomera einem außergewöhnliche landschaftliche Vielfalt. In der Mitte der Insel ist der Parque Nacional de Garajonay mit der höchsten Erhebung, dem Alto de Garajonay mit 1.487 m: das Hauptwandergebiet auf La Gomera. Als UNESCO-Welterbe umfasst der Park auf 3.984 Hektar den größten zusammenhängenden Lorbeerwald der Welt.





Der immergrüne Wald zieht einen sofort in seinen Bann: aus dem Wolkendunst ragen knotige Äste und an langen Bartflechten kondensiert der Nebel. Hier ist es immer feucht und auch relativ kühl, oft auch windig. Es ist ein fast mystisches Gebiet voller außergewöhnlicher Pflanzen.
Das zentrale Gebirgsmassiv teilt La Gomera klimatisch in zwei Hälften: Wenn gegen Mittag an den nordöstlichen Berghängen die feuchte Meeresluft kondensiert, entwickelt sich eine beeindruckende Wolkenschicht, die das grüne Hochland nach und nach in Nebel einhüllt. Ein faszinierendes Naturschauspiel.

Die Südseite der Insel ist subtropisch heiß und recht trocken. Tiefe Schluchten, die Barrancos, ziehen sich bis hinunter ans Meer. Zur Küste hin öffnen sie sich in fruchtbare, grüne Täler oder savannenartige Ebenen. Immer wieder sieht man bizarre Roques, Vulkanschlote aus erstarrter Lava.

Unsere Wanderungen auf La Gomera
Die kleine Insel ist zum Wandern wie geschaffen. Wanderrouten existieren in allen Schwierigkeitsgraden – an Herausforderungen mangelt es in der rauen, fast unberührten Natur nicht. Mit über 600 km bestens ausgeschilderten Wanderwegen hat man die Qual der Wahl.
Im Reiseführer sind 20 Wanderungen ausführlich beschrieben. Und mit Hilfe der Mapa de Senderos de La Gomera (bekommt man in der Touristeninformation in San Sebastián) kann man sich schnell einen Überblick über die einzelnen Wanderwege verschaffen. Sie sind dort alle mit Dauer und Höhenmetern klassifiziert.
Küstenwanderung von San Sebastián bis El Cabrito
Vom westlichen Ende des Ortes stiegen wir zunächst den steinigen Hang aufwärts. Belohnt wurden wir mit einem großartigen Blick auf die Bucht von San Sebastián.
Weiter ging es über eine Hochebene mit blühenden Pflanzen und zahlreichen kleinen weißen Schmetterlingen. Dann folgte der Barranco der Revolcadero mit etlichen Höhenmetern runter und auf der anderen Seite wieder hoch auf die Hochfläche El Verdedal. Schon kurze Zeit später eröffnete sich der Blick auf die einsame Bucht der Playa de la Guancha, wo wir eine längere Pause gemacht haben.





Dann ging es weiter durch eine längeren Talgrund, bis der Weg wieder steil aufwärts führte. Bald darauf sahen wir die Finca El Cabrito, die nur zu Fuß oder per Boot erreichbar ist. Die Finca war Ende der 90-er Jahre das Zentrum der Otto-Mühl-Kommmune. Heute ist es ein ökologisch geführtes Hotel an einer wunderschönen Bucht.


Nach einer Pause am Strand mussten wir den gleichen Weg wieder zurückgehen, da die Boote der Finca wegen Corona nur von den hauseigenen Gästen benutzt werden dürfen. Unterwegs begegnet sind wir nur einer Frau, die alleine unterwegs war. Nach insgesamt mehr als 14 km und 760 Höhenmetern war das ein ambitionierter Einstieg am ersten Wandertag.
Im Nationalpark Garajonay
Auf den Alto de Grajonay
Hier haben wir zwei größere Wanderungen und einen kurzen Spaziergang gemacht. Die erste Wanderung führte von Laguna Grande bei der Höhenstraße auf einem schönen Rundweg in Richtung Süden (bezeichnet mit der Nummer 14, ca. 3,5 Stunden) auf den Alto de Garajonay, den höchsten Punkt der Insel. Auch hier waren wir nahezu alleine unterwegs, nur auf dem Gipfelrund waren weitere Touristen, die auf anderen Wegen hierher kamen. Leider waren wir von ziehenden Wolken umhüllt, sodass die erhoffte Sicht etwas beeinträchtigt war. Aber zweimal hatten wir freien Blick auf den Teide. Froh war ich um meine wärmende Jacke, denn hier oben war es empfindlich kühl.





Durch den Lorbeerwald zum Weiler El Cedro
Die zweite Wanderung startete ebenfalls an der Höhenstraße am Parkplatz Alto de Contadero. Dieses Mal in Richtung Norden. Zunächst ging es über Trittstufen und schöne, mit Farnen bewachsenen, Wege hinab durch den dunklen Lorbeerwald. Schon bald hörten wir das Plätschern des El Cedro-Bachs, den wir einige Male überquerten.






Der Weg schlängelte sich weiter hinab, vorbei an einer kleinen Waldkapelle Ermita Nuestra Señora de Lourdes mit einem kleinen Picknickplatz.
Dann lichtete sich der Wald, der Weg führte an einigen verlassenen Häusern vorbei und die Treppen hoch zum Terrassenlokal La Vista im Weiler El Cedro. Dort saßen wir gemütlich in der Sonne, haben gut gegessen und getrunken und uns anschließend wieder auf den Rückweg gemacht. Insgesamt waren es ca. 10 km und rund 500 Höhenmeter.
Spaziergang durch den Jardín de las Creces
Der rund 5 km lange Spazierweg führt von der Ortschaft Las Hayas durch den Lorbeerwald. Die Vegetation hier in der Gegend war besonders schön, da so viel blühte, u.a. duftender, weißer Ginster.





In Las Hayas gehört unbedingt ein Besuch der Casa Efigenia dazu. Hier wird auf einer Terrasse typisches Essen serviert.
Von El Guro zum Wasserfall Salto der Agua
Der Weg führt vom sehenswerten Künstlerdorf El Guro durch eine Seitenschlucht des Valle Gran Rey, relativ eben über Buschwerk, Stock und Stein. Immer wieder überquert man den kleinen Bach und an zwei Stellen sind die Klettereien über die rutschigen Felsen sogar mit einem Seil gesichert.






Nach rund eineinhalb Stunden kommt man am schattigen Wasserfall an, perfekt für eine Pause. Auf dem gleichen Weg ging es dann wieder zurück. Dort haben wir Ernst H. Jager kennengelernt, ein pensionierter deutscher Physiker, der einige Monate des Jahres auf La Gomera verbringt und ein Buch über die Pflanzenwelt La Gomeras verfasst und uns verkauft hat.
Vom Cruce de Imada zum Drachenbaum und nach Alajeró
Wir wollten gerne noch etwas in den Süden der Insel fahren und haben uns im Reiseführer eine passende Tour ausgewählt. Auf der Fahrt zum Startpunkt der nächsten Wanderung haben wir sicherlich 5 mal gestoppt: die Straße führt durch eine grandiose Landschaft mit den schönsten Ausblicken und Eindrücken.

Die Wanderung selbst startete mit einem etwas steinigen Weg rund einen Kilometer abwärts bis zum ältesten Drachenbaum der Insel. El Drago steht eingezäunt in einer grünen Schlucht, umgeben von Palmen und kann von einem kleinen Aussichtsplatz besichtigt werden.

Weiter führte der Weg über grüne Felder und Wiesen sowie schönen Ausblicken bis in den blitzsauberen kleinen Ort Alajeró mit einem idyllischen Kirchenplatz.
Von dort aus sieht man auch den Kalvarienberg, dessen Gipfel mit der Ermita de San Isidro eigentlich unser Ziel war. Der Weg dahin lag jedoch in der prallen und heißen Mittagssonne, sodass wir wieder den ebenso sonnigen Rückweg antraten und beschlossen, noch ganz in den Süden zum Playa Santiago zu fahren. Dort geht es recht geruhsam zu und in einem kleinen Kaffee haben wir einen großartigen Apfelkuchen gegessen.





Auf der Rückfahrt fuhren wir über die GM-3, eine richtig gut ausgebaute Landstraße, die in die Hochstraße führt. Das Wetter war klar und wir genossen an jedem Mirador die phantastische Fernsicht und konnten beobachten, wie sich im Norden die Passatwolken immer tiefer ins Tal zogen.
Sonstige Tipps
Agulo, der Mirador de Abrante und das Besucherzentrum Juego de Bolas
Am ersten Tag unseres Aufenthalts wollten wir im Norden der Insel wandern. Zunächst besichtigten wir Agulo, ein kleiner hübscher Ort mit engen Gassen und vielen Blumen in den Gärten. Zur Landseite wird Agulo von einer hohen roten Felswand begrenzt, auf deren Spitze der Mirador de Abrante gebaut wurde.



Zum Mirador de Abrante kommt man über einen steilen Anstieg durch die Felswand oder bei Las Rosas mit dem Auto über enge Straßen. Da das Wetter alles andere als stabil aussah, wählten wir die bequeme Alternative, denn auf der Hochebene selbst gibt es zahlreiche Wanderwege, die toll angelegt sind.
Der Mirador bietet eine spektakuläre Aussicht ins Tal und bei schönem Wetter bis nach Teneriffa. Leider war das Gebäude selbst geschlossen und wir konnten deshalb den Glassteg im Inneren nicht betreten.

Beim Mirador stürmte es bereits heftig und es begann leicht zu regnen. Deshalb beschlossen wir, zum Besucherzentrum Juego de Bolas zu fahren.
Dort angekommen, regnete es in Strömen und wir nahmen uns Zeit für einen ausgiebigen Besuch. Das Zentrum bietet eine hervorragende Einführung in die geologische Struktur, in die klimatischen Besonderheiten und in Fauna und Flora. Schaubilder erläutern die Bedeutung des Lorbeerwaldes und welche Kräfte die Insel formten. Kurze Videos informieren über die Herstellung des Palmensirups, über die Pfeifsprache El Silbo und über das traditionelle Töpfern.
Der Garten des Besucherzentrums ist eine kleine grüne Oase mit zahlreichen blühenden und duftenden Pflanzen.





Die Höhenstraße von San Sebastián ins Valle Gran Rey
Auch wenn die Strecke nur rund 50 km lang ist, lohnt es sich einige Zeit einzuplanen, um möglichst an jedem Mirador zu halten. Denn jeder Punkt bietet wieder etwas Neues und garantiert Spektakuläres.
Unsere Unterkünfte auf La Gomera
Die ersten drei Tage haben wir direkt in San Sebastián verbracht, dann eine Woche im Valle Gran Rey.
Parador de La Gomera in San Sebastián
Die drei Tage im Parador von San Sebastián haben wir zum Einstieg der Reise sehr genossen. Nachdem wir schon mehrmals in Paradores übernachtet haben, erhielten wir als „Amigos de Paradores“ ein besonders Angebot und mussten für die drei Tage nur zwei bezahlen. Hier haben wird direkt auf der Homepage gebucht.
Der Parador liegt etwas oberhalb des Orts und ist von der inseltypischen, südländischen Architektur geprägt. Auf dem großen Areal gibt es mehrere Sonnenterrassen, einen Pool, einen idyllischen Garten mit Palmen und subtropischen Gewächsen. Der Panoramablick auf den Atlantik und auf Teneriffa ist phantastisch – der perfekte Ort zum Entspannen.
Auch die Innenausstattung ist ländlich und stilvoll mit Antikmobiliar und gemütlichen Korbsesseln. Wir hatten ein sehr geräumiges Zimmer im hinteren Teil des weitläufigen Gebäudes, mit Balkon und toller Aussicht.





Das Restaurant haben wir gleich zweimal besucht. Am ersten Tag und am 3. Tag. Hier gibt es eine ausgezeichnete, regionaltypische Küche zu einem guten Preis. Auch das Frühstück, das teils serviert wird, ist reichhaltig und von hoher Qualität.
Bungalows Oasis im Valle Gran Rey
Die toll gelegene Unterkunft direkt im Ortsteil Playa habe ich im Reiseführer entdeckt und dort per Mail angefragt. Die Inhaberin Sabine Pieper hat sich schnell gemeldet und wir haben dann über die Homepage das Apartment Galeria gebucht. Dort haben wir uns sehr wohl gefühlt; es ist alles da, was man braucht, auch Supermärkte und Restaurants sind zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar. Und auch beide Strände.



Restauranttipps für La Gomera
Neben dem Restaurant des Parador in San Sebastián ist im Valle Gran Rey im Ortsteil La Playa das Restaurant Colorado sehr empfehlenswert. Dort werden phantasievolle und toll gewürzte Speisen serviert. Wir waren zweimal dort und beide Male äußerst zufrieden.
Eine großartige Fischsuppe gab es im Restaurant Maresía, direkt an der Bucht von La Playa, auch die Pizza dort ist richtig gut. Ausgezeichnet gegessen haben wir auch im Restaurant Mango.
Nach 10 Tagen fuhren wir für die letzten vier Tage der Reise wieder nach Teneriffa.
Hier geht’s weiter zum Reisebericht Teneriffa
Mehr Infos zur Planung der Reise in Zeiten von Corona
DANKE an Renate und Andi, die sich spontan entschlossen haben, mit uns nach La Gomera zu reisen. Es waren besonders schöne Stunden mit euch.

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